Religionen: Risiko oder Ressource für die säkulare Stadtgesellschaft? 10.04.2025

Religionen Risiko Ressource
Bildrechte Thomas Amberg

Religionen: Risiko oder Ressource für die säkulare Stadtgesellschaft?

Vortrag und Podiumsgespräch am 10. April 2025

Unter dem Motto „streit.macht.zukunft“ steht das Gedenken der Stadt Nürnberg an das historische Datum „500 Jahre Nürnberger Religionsgespräch“, das an die Einführung der Reformation 1525  mit ihren Implikationen und Folgen bis heute bedenkt, analysiert und auch Fragestellungen aktualisiert. Der Beitrag, den BRÜCKE-KÖPRÜ in Kooperation mit dem Rat der Religionen und dem Bildungszentrum der Stadt Nürnberg dazu leistete, war diese besondere Podiumsdiskussion, die von mir (Thomas Amberg) organisiert und moderiert wurde.

Impulsgeber des Abends war Dr. Andreas Jacobs von der Konrad-Adenauer-Stiftung/ Berlin: pointiert stellte er die Herausforderungen wachsender religiöser Vielfalt in Deutschland dar. Migration und Flucht nach Deutschland, weiterhin massive Kirchenaustrittszahlen den etablierten Konfessionskirchen und abnehmende gesellschaftlicher Akzeptanz gegenüber Religionen in breiten Gesellschaftskreisen machen das Thema zu einem gesellschaftspolitisch polarisierenden Thema. Sein Fazit: ein Plädoyer für eine gebotene Neujustierung der Religionspolitik auf allen Ebenen der deutschen Politik, ein „Mehr statt Weniger“, also, das allerdings nicht leicht politisch zu vermitteln ist. Das Werben für die Notwendigkeit zu „religiöser Lesefähigkeit“ (religious literacy)  als gesamtgesellschaftliche Bildungsaufgabe verband sich ebenso damit wie die klare Erwartung, dass Religionsgemeinschaften in Deutschland nur dann einen konstruktiven Beitrag für ein Zusammeneben in wachsender Vielfalt an Lebensstilen und Lebenformen leisten, wenn sie sich selbst aktiv daran machen, „Kooperationsfähigkeit“ zu lernen und „Identität“ nicht als „identitäre Abgrenzung“ verstehen und sich ohne Einschränkung zu den Grundwerten der deutschen Gesellschaft bekennen.

Im Anschluss daran diskutierten Vertreter*innen des Nürnberger Rats der Religionen und der Stadtpolitik dann lebhaft diese Thesen; mit dabei die Leiterin des Nürnberger Menschenrechtsbüros Martina Mittenhuber, der evang. Stadtdekan Dr. Jürgen Körnlein, als 1. Vorsitzender des Rats der Religionen, Süleyman Wolf Bahn als muslimischer Vorsitzender im Rat der Religionen, Andreas Krieglstein, Vorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion und Ilhan Postaloǧu als Vertreter des Integrationsrats der Stadt Nürnberg. Im Austausch miteinander und mit den etwa 20 weiteren Besuchern der Veranstaltung, darunter zahlreiche Vertreter aus dem Integrationsrat  und dem Rat der Religionen, wurde deutlich, dass die Ebene kommunaler Zusammenarbeit, gewachsener Netzwerke und Vertrauensbildung durch konkrete Zusammenarbeit EIN, wenn nicht sogar DER entscheidende Faktor für eben eine solche konstruktive Zusammenarbeit ist.